Menschen mit beginnender oder bereits bestehender Demenz brauchen besondere Unterstützung. Diese ist nicht immer einfach aus dem Ärmel zu schütteln. Doch steht mit der „Familiennetzwerkkonferenz“ eine wertvolle, kommunikative und lösungsorientierte Methode zur Verfügung, um mit einvernehmlichen, gemeinschaftlichen Entscheidungen von Demenz betroffenen Personen zur Seite zu stehen. Dieses ungeheuer kraftvolle Instrument ist seinerzeit in Neuseeland entwickelt worden. Es ist wissenschaftlich unterlegt und erfährt auch hier immer mehr an Bedeutung. An der Konferenz können Familienmitglieder beteiligt sein, aber auch Pflegedienste, Freunde oder Nachbarn: „Sie müssen einen Bezug zu der von Demenz betroffenen Person haben oder sich für sie verantwortlich fühlen. Neutrale Moderatoren und Moderatorinnen geben der Konferenz eine Struktur. Sie informieren alle Konferenzteilnehmenden und arbeiten gemeinsam mit ihnen die Ziele heraus“, formulieren es die Diplom-Sozialpädagogin Angelika Lies und Rüdiger Voß, Diplom-Sozialpädagoge und Diplom-Pädagoge. Beide gehören zu einem fünfköpfigen Team aus Moderatoren und Moderatorinnen, das beim Mehrgenerationenhaus des Diakonischen Werks Husum angesiedelt ist: „Diese Aufgabe passt gut hierher, denn wir sind an der Schnittstelle tätig. Außerdem ist der Bedarf da – wir bekommen immer wieder Anfragen von Familien“, so die Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses, Heike Bayer.
Wichtig bei einer Familiennetzwerkkonferenz ist, dass auch die von Demenz Betroffenen selbst mit dabei sind und sich einbringen können: „Diese Menschen sind dabei sehr aufmerksam“, wissen Rüdiger Voß und Angelika Lies aus Erfahrung. Letztere ist zweite Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft Nordfriesland und hat dieses Projekt „ins Rollen“ gebracht: Über die Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ sind Finanzmittel bereitgestellt worden: „Wir sind auf die Suche nach Kooperationspartnern gegangen und haben das Mehrgenerationenhaus des Diakonischen Werks Husum gewinnen können“, freut sich Angelika Lies.

Familiennetzwerkkonferenzen können aus sich selbst heraus eine ganz eigene Atmosphäre entfachen: Sind es einerseits oftmals die auf den ersten Blick „klein“ erscheinenden Beiträge aus der Runde der gleichberechtigten Teilnehmenden, die entscheidend weiterhelfen, so entsteht andererseits ein „Entwicklungsklima“ für neue Ideen, für Enthusiasmus und die Kraft, Altes aufzubrechen und Neues anzuschieben. „Die moderierenden Personen wecken die Initiative auf ganz natürliche Weise. Sie wahren absolute Neutralität, begegnen allen auf Augenhöhe und tragen keine Lösungsverantwortung, denn die Lösungen entwickeln die Konferenzteilnehmenden so, wie sie sie auch mit Leben füllen können“, beschreibt es Rüdiger Voß.
Einkaufen, gemeinsam spazieren gehen, Unterhaltung und Spiel: In erster Linie geht es darum, von Demenz betroffene Menschen in ihrem gewohnten und vertrauten Umfeld zu halten. Die Familiennetzwerkkonferenz kann in einem neutralen Raum im Mehrgenerationenhaus oder in privatem Rahmen stattfinden. Sie wird vom Moderator oder der Moderatorin einberufen und terminiert. Der erste Brückenschlag kommt über Multiplikatoren zustande: Das sind jene, die den entsprechenden Kontakt zu der jeweiligen Familie haben. Ist in der Konferenz gesprächsweise ein Gesamtbild der Situation entwickelt und die konkrete Problemstellung herausgearbeitet worden, sind alle Teilnehmenden dazu aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten, der hilfreich ist: „Das ist die Konkretisierung des Machbaren, das in einem Klima der Verbindlichkeit herausgearbeitet wird“, so Rüdiger Voß. Wer Interesse hat sich als Moderator oder Moderatorin schulen zu lassen, oder auch Familien, die Bedarf an einer Netzwerkkonferenz haben, können sich unter der Telefon-Nummer 04841-2153 an die Familienbildungsstätte/das Mehrgenerationenhaus wenden.
von Sonja Wenzel